Lilly Wust

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Lilly Wust (*1.11.1914, in Berlin; † 31. März 2006 ebenda) war eine deutsche Hausfrau

Lilly Wust ist Mutter von 4 Kindern, die Frau eines Soldaten mit NSDAP-Mitgliedausweis und selbst Mitläuferin, als sie 1942 in einem Berliner Ku'damm-Cafe die Jüdin Felice Schragenheim kennenlernt. Lilly verliebt sich Hals über Kopf in die lebenslustige, 21jährige Frau, die vier Monate später bei ihr einzieht. Die Mutterkreuzträgerin läßt sich von ihrem Ehemann scheiden und will nur noch mit Felice leben, ohne zu wissen, dass diese Jüdin ist. Erst nach einigen Mißverständnissen klärt Felice ihre Identität auf. Trotz des Geständnisses versteckt Lilly ihre Geliebte weiterhin. Das Glück der beiden hält jedoch nur ein Jahr. Am 21.08.1944 verschleppt die Gestapo Felice ins KZ Theresienstadt. Sie stirbt wahrscheinlich auf einem sogenannten Todesmarsch vom KZ Groß-Rosen nach Bergen-Belsen.

Die Autorin Erica Fischer verfaßt die Liebesgeschichte der beiden Frauen 1994 in einen Roman mit dem Titel Aimee und Jaguar. Der Titel des Buches setzt sich aus den Spitznamen von Lilly (Aimee) und Felice (Jaguar) zusammen. 1997 wird der Roman mit Maria Schrader und Julianne Köhler in den Hauptrollen verfilmt. Der Film wird zu einem der erfolgreichsten deutschen Kinofilme mit etlichen Preisen und einer Oscar-Nominierung im Jahr 1998.

Nach Erscheinen des Films kommt erstmals Kritik an der Darstellung der Liebesbeziehung der beiden Frauen auf. Felices Freundinnen jener Zeit, die meisten selbst Jüdinnen, beschreiben Lilly als eifer- und eigensüchtig. Am 07.01.2003 veröffentlich die Frankfurter Rundschau ein Interview mit Elenai Predski-Kramer, die viele Jahre mit Felice Schragenheim befreundet ist. In diesem Interview erhebt Predski-Kramer schwere Vorwürfe und stellt sogar eine Mitbeteiligung Lillys an der Entdeckung und Verschleppung von Felice in den Raum.

Weiterhin rückt sie die Liebesbeziehung einer Jüdin zu einer Deutschen in ein anderes Licht. Predski-Kramer erklärt, dass eine lesbische Beziehung in Kriegszeiten nicht immer aus wirklicher Liebe entsteht. Der Mangel an jungen Männern und die Angst, ungewollt schwanger zu werden, läßt manche Frau sexuell kreativ werden, in allen Kriegen, zu allen Zeiten, überall. Doch im Zweiten Weltkrieg bringt nicht nur der Krieg die Gefahr. Jüdinnen gehen oft gefährliche Wege, um am Leben zu bleiben. Die Beziehung zu einer arischen Frau mit einwandfreiem Leumund ist da nur ein Weg. Elenai Predski Kramer beschreibt es im Interview wie folgt: "Wir waren damals zu allem bereit, um zu überleben. Wir haben nicht ans Tanzen gedacht, wir haben uns keinen Champagner gewünscht. Wir haben gelogen und betrogen, nur damit wir entkommen. Wir hatten nur einen Gedanken - überleben, wo auch immer, wie auch immer." (Frankfurter Rundschau, 07.01.2003)

Lilly Wust versteckt nachweislich drei weitere Jüdinnen bis zum Kriegsende. Auch dafür erhält sie 1981 das Bundesverdienstkreuz. Sie lebte bis zu ihrem Tod in Berlin.