Claire Waldoff

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Claire Waldorff, eigentlich Klara Wortmann (geboren, 21.10.1884, Gelsenkirchen, 22.01.1957, Bayrisch Gmain) Sängerin, Kabarettistin

Die "Jöre mit Herz und Schauze" ist eigentlich keine gebürtige Berlinerin. Sie ist schon 22 Jahre alt, als sie aus dem Ruhrpott in die lebendige Großstadt Berlin zieht. Der Weg auf die Bühne ist eine Verlegenheitslösung, denn die quirlige, intelligente Frau möchte nach dem Besuch des Gymnasiums ein Medizinstudium beginnen, doch es fehlt das Geld. Ihre Welt wird die Bühne. Ein Auftritt macht sie weit über die Grenzen Berlins berühmt. Als sie in einer Kabarett-Vorstellung in Männerkleidung auftreten will, läuft sie Gefahr, von der anrückenden Polizei verhaftet zu werden. Daraufhin entschließt sich die Künstlerin, im Abendkleid aufzutreten und die Polizei muss unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Claire überzeugt das Berliner Publikum mit Charme, Wortwitz und ihrem eigenen Gesangsstil, den Marlene Dietrich später kopieren wird. Wo immer Claire spielt, die Vorstellungen sind ausverkauft. Sie tritt in von ihr selbst frequentierten Lesbenclubs ebenso gefeiert auf, wie in Arbeiterkneipen und Theatern. Mit Mut und Charme spricht sie die Sprache des Volkes und wird damit zum Liebling des Proletariats, zu dessen Gunsten sie häufig auf Solidaritätsveranstaltungen zu sehen ist.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges nimmt ihre Popularität weiter zu. Auch privat läuft für Claire alles zu ihren Gunsten. Sie lernt Olga von Roeder kennen und lieben. Das Paar empfängt im privaten Salon zahlreiche lesbischer Freundinnen und bietet Raum zum Gedankenaustausch. Waldorff selbst geht relativ offen mit ihrer eigenen Homosexualität um. Im Lied "Hannelore" thematisiert sie die lesbische Liebe ganz unverholen.

Ist ihr Mut und ihre unbändige Kraft noch in den 20er Jahren ein Anziehungspunkt für viele Menschen, machen sie diese Eigenschaften bei Hitlers Machtergreifung zum Opfer. Sie bekommt Auftrittsverbot, auch weil ihr Gassenhauer "Herrmann heest er" rasch vom Volk auf Hermann Göhring umgedichtet wird. Deutsche Theater wagen es nicht mehr, sie zu engagieren, um sich nicht selbst in Gefahr zu bringen. Trotzdem kann sie noch unter erschwerten Bedingungen bis 1943 arbeiten.

Seit 1939 lebt sie zusammen mit Olga von Roeder in Bayrisch-Gmain. Dort plant sie nach dem Krieg eine Weiterführung ihrer Karriere. Doch auch wenn sie immer mal wieder vor ausverkauftem Haus spielt, der Erfolg will sich nicht so recht einstellen. Von der Angst vor einem Atomkrieg geplagt, gesundheitlich und finanziell angeschlagen, verbringen Olga und Claire ihre letzten gemeinsamen Jahre sehr zurückgezogen in Bayrisch-Gmain. Nach über 40 gemeinsamen Jahren, findet Claire ihre letzte Ruhe neben ihrer geliebten Olga auf dem Pragfriedhof in Stuttgart.

Claire Waldorff hinterlässt ein musikalisches Erbe, das in den 80er Jahren wiederentdeckt wird und bis heute zum Repertoire vieler Diseusen und Chanteusen gehört.