Reverse Transciptase Inhibitoren: Unterschied zwischen den Versionen

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(Wirksamkeit von NNRTIs und extrem hohe Nebenwirkungen von NRTIs)
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'''NRTI''' ist die Abkürzung für engl. ''<u>N</u>ucleoside <u>R</u>everse <u>T</u>ranscriptase <u>I</u>nhibitor'' (nukleosidaler Reverse-Transkriptase-Hemmer) sind künstliche chemische Verbindungen, die [[Nukleosid]]en ähneln, aber den Aufbau von [[Nukleinsäuren]] ([[Desoxyribonukleinsäure|DNA]] oder [[RNA]] ) stören.
'''NRTI''' ist die Abkürzung für engl. ''<u>N</u>ucleoside <u>R</u>everse <u>T</u>ranscriptase <u>I</u>nhibitor'' (nukleosidaler Reverse-Transkriptase-Hemmer) sind künstliche chemische Verbindungen, die [[Nukleosid]]en ähneln, aber den Aufbau von [[Nukleinsäuren]] ([[Desoxyribonukleinsäure|DNA]] oder [[RNA]] ) stören. Durch den Einbau von Nukleosiden fungiert diese Wirkstoffgruppe wie ein Strangterminator (Zythostatikum). Die Nebenwirkungen sind enorm.


Sie werden zur Behandlung der Krankheit [[AIDS]] (ausgelöst durch das [[HIV]]) eingesetzt, zumeist in Kombination von mehreren NRTI. Durch die [[Inhibition]] kann in der infizierten [[CD4-Rezeptor|CD4]]-positiven [[T-Lymphozyt|T-Lymphozyte]] die virale [[mRNA]] nicht mehr in [[cDNA]] umgeschrieben werden, so dass letztlich die viralen Gene nicht mehr exprimiert werden und das Virus sich nicht mehr vermehren kann. Das [[Genom]] des [[Viren|Virus]] wird durch diese Therapie nicht aus dem Wirt entfernt, jedoch verringert sich die Virenlast im Blut und die Anzahl infizierter CD4-positiver Immunzellen.
Sie werden zur Behandlung der Krankheit [[AIDS]] (ausgelöst durch das [[HIV]]) eingesetzt, zumeist in Kombination von mehreren NRTI. Durch die [[Inhibition]] kann in der infizierten [[CD4-Rezeptor|CD4]]-positiven [[T-Lymphozyt|T-Lymphozyte]] die virale [[mRNA]] nicht mehr in [[cDNA]] umgeschrieben werden, so dass letztlich die viralen Gene nicht mehr exprimiert werden und das Virus sich nicht mehr vermehren kann. Das [[Genom]] des [[Viren|Virus]] wird durch diese Therapie nicht aus dem Wirt entfernt, jedoch verringert sich die Virenlast im Blut und die Anzahl infizierter CD4-positiver Immunzellen.
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Viele der Nebenwirkungen sind eine Folge der ''mitochondralen Toxizität'': [[Mitochondrium|Mitochondrien]], die lebenswichtigen Kraftwerke der Zellen, benötigen ebenfalls Nukleoside. Durch den Einbau von NRTI statt Nukleosiden kommt es zu Stoffwechselstörungen und zur Degeneration der Mitochondrien.
Viele der Nebenwirkungen sind eine Folge der ''mitochondralen Toxizität'': [[Mitochondrium|Mitochondrien]], die lebenswichtigen Kraftwerke der Zellen, benötigen ebenfalls Nukleoside. Durch den Einbau von NRTI statt Nukleosiden kommt es zu Stoffwechselstörungen und zur Degeneration der Mitochondrien.


'''NNRTI''' ist die Abkürzung für engl. ''<u>N</u>on <u>N</u>ucleoside <u>R</u>everse <u>T</u>ranscriptase <u>I</u>nhibitor'' (nicht-nukleosidale-Retrotranskriptasehemmer). Es handelt sich um künstliche chemische Verbindungen, die den Wirkort der [[reverse Transkriptase|reversen Transkriptase]] besetzen und die Vermehrung von [[HIV]] hemmen.
'''NNRTI''' ist die Abkürzung für engl. ''<u>N</u>on <u>N</u>ucleoside <u>R</u>everse <u>T</u>ranscriptase <u>I</u>nhibitor'' (nicht-nukleosidale-Retrotranskriptasehemmer). Es handelt sich um künstliche chemische Verbindungen, die den Wirkort der [[reverse Transkriptase|reversen Transkriptase]] besetzen und die Vermehrung von [[HIV]] hemmen. Diese Wirkstoffgruppe fungiert nicht wie ein Strangterminator. Die Nebenwirkungen sind moderat. Die Wirkung (Senkung der HIV-Last) ist indes gering. Deshalb bestand [[Nevirapin]] wegen sehr geringer Evidenz der Wirksamkeit die Zulassung in Canada erst im dritten Anlauf.


Beispiele für solche Substanzen: [[Nevirapin]], [[Efavirenz]], [[Delavirdin]], [[Tivirapin]]
Beispiele für solche Substanzen: [[Nevirapin]], [[Efavirenz]], [[Delavirdin]], [[Tivirapin]]


Durch ihre '''gute Verträglichkeit''' und die geringere Pillenzahl werden sie häufig den [[Protease-Hemmern  | Proteaseinhibitoren]] vorgezogen. NNRTIs sind recht empfindlich: Schon eine [[Punktmutation]] genügt, um eine [[Resistenz]] des Virus gegen den Wirkstoff zu erzeugen. Zudem bestehen Kreuzresistenzen: Zeigt ein Virus Resistenzen gegen einen NNRTI, so sind meist alle NNRTIs wirkungslos. NNRTIs werden in der Leber verstoffwechselt ([[Cytochrom P450]]-System).
Durch ihre '''gute Verträglichkeit''' und die geringere Pillenzahl werden die wenig wirksamen NNRTIs häufig den stark wirksamen [[Protease-Hemmern  | Proteaseinhibitoren]] vorgezogen. NNRTIs sind recht empfindlich: Schon eine [[Punktmutation]] genügt, um eine [[Resistenz]] des Virus gegen den Wirkstoff zu erzeugen. Zudem bestehen Kreuzresistenzen: Zeigt ein Virus Resistenzen gegen einen NNRTI, so sind meist alle NNRTIs wirkungslos. NNRTIs werden in der Leber verstoffwechselt ([[Cytochrom P450]]-System).


Die Nebenwirkungsprofile der einzelnen Wirkstoffe unterscheiden sich erheblich. Bei der Therapie mit Nevirapin stehen vor allem [[allergische Reaktion]]en und Lebertoxizität im Vordergrund. Ein [[Exanthem|Ausschlag]] tritt bei bis zu 20&nbsp;% der Patienten auf und führt bei 7&nbsp;% zum Abbruch der Nevirapineinnahme. Um die Gefahr von Allergien zu mindern, sollte Nevirapin mit zunächst geringer Dosierung eingeschlichen werden. [[Leber]]<nowiki></nowiki>toxizität ist eine seltene, aber unter Umständen lebensbedrohliche Nebenwirkung von Nevirapin. Daher sollten zu Beginn der Therapie die [[Leberwerte]] (vor allem die [[Transaminase]]n) engmaschig kontrolliert werden.
Die Nebenwirkungsprofile der einzelnen Wirkstoffe unterscheiden sich erheblich. Bei der Therapie mit Nevirapin stehen vor allem [[allergische Reaktion]]en und Lebertoxizität im Vordergrund. Ein [[Exanthem|Ausschlag]] tritt bei bis zu 20&nbsp;% der Patienten auf und führt bei 7&nbsp;% zum Abbruch der Nevirapineinnahme. Um die Gefahr von Allergien zu mindern, sollte Nevirapin mit zunächst geringer Dosierung eingeschlichen werden. [[Leber]]<nowiki></nowiki>toxizität ist eine seltene, aber unter Umständen lebensbedrohliche Nebenwirkung von Nevirapin. Daher sollten zu Beginn der Therapie die [[Leberwerte]] (vor allem die [[Transaminase]]n) engmaschig kontrolliert werden.

Version vom 5. März 2007, 23:09 Uhr

NRTI ist die Abkürzung für engl. Nucleoside Reverse Transcriptase Inhibitor (nukleosidaler Reverse-Transkriptase-Hemmer) sind künstliche chemische Verbindungen, die Nukleosiden ähneln, aber den Aufbau von Nukleinsäuren (DNA oder RNA ) stören. Durch den Einbau von Nukleosiden fungiert diese Wirkstoffgruppe wie ein Strangterminator (Zythostatikum). Die Nebenwirkungen sind enorm.

Sie werden zur Behandlung der Krankheit AIDS (ausgelöst durch das HIV) eingesetzt, zumeist in Kombination von mehreren NRTI. Durch die Inhibition kann in der infizierten CD4-positiven T-Lymphozyte die virale mRNA nicht mehr in cDNA umgeschrieben werden, so dass letztlich die viralen Gene nicht mehr exprimiert werden und das Virus sich nicht mehr vermehren kann. Das Genom des Virus wird durch diese Therapie nicht aus dem Wirt entfernt, jedoch verringert sich die Virenlast im Blut und die Anzahl infizierter CD4-positiver Immunzellen.

Beispiele solcher Substanzen: Abacavir, Didanosin (DDI, Videx®), Lamivudin (3TC), Stavudin (d4T, Zerit®), Zalcitabin (DDC), Zidovudin (Azidothymidin, AZT).

Viele der Nebenwirkungen sind eine Folge der mitochondralen Toxizität: Mitochondrien, die lebenswichtigen Kraftwerke der Zellen, benötigen ebenfalls Nukleoside. Durch den Einbau von NRTI statt Nukleosiden kommt es zu Stoffwechselstörungen und zur Degeneration der Mitochondrien.

NNRTI ist die Abkürzung für engl. Non Nucleoside Reverse Transcriptase Inhibitor (nicht-nukleosidale-Retrotranskriptasehemmer). Es handelt sich um künstliche chemische Verbindungen, die den Wirkort der reversen Transkriptase besetzen und die Vermehrung von HIV hemmen. Diese Wirkstoffgruppe fungiert nicht wie ein Strangterminator. Die Nebenwirkungen sind moderat. Die Wirkung (Senkung der HIV-Last) ist indes gering. Deshalb bestand Nevirapin wegen sehr geringer Evidenz der Wirksamkeit die Zulassung in Canada erst im dritten Anlauf.

Beispiele für solche Substanzen: Nevirapin, Efavirenz, Delavirdin, Tivirapin

Durch ihre gute Verträglichkeit und die geringere Pillenzahl werden die wenig wirksamen NNRTIs häufig den stark wirksamen Proteaseinhibitoren vorgezogen. NNRTIs sind recht empfindlich: Schon eine Punktmutation genügt, um eine Resistenz des Virus gegen den Wirkstoff zu erzeugen. Zudem bestehen Kreuzresistenzen: Zeigt ein Virus Resistenzen gegen einen NNRTI, so sind meist alle NNRTIs wirkungslos. NNRTIs werden in der Leber verstoffwechselt (Cytochrom P450-System).

Die Nebenwirkungsprofile der einzelnen Wirkstoffe unterscheiden sich erheblich. Bei der Therapie mit Nevirapin stehen vor allem allergische Reaktionen und Lebertoxizität im Vordergrund. Ein Ausschlag tritt bei bis zu 20 % der Patienten auf und führt bei 7 % zum Abbruch der Nevirapineinnahme. Um die Gefahr von Allergien zu mindern, sollte Nevirapin mit zunächst geringer Dosierung eingeschlichen werden. Lebertoxizität ist eine seltene, aber unter Umständen lebensbedrohliche Nebenwirkung von Nevirapin. Daher sollten zu Beginn der Therapie die Leberwerte (vor allem die Transaminasen) engmaschig kontrolliert werden.

Die Nebenwirkungen von Efavirenz betreffen hingegen vor allem das zentrale Nervensystem. Sie treten meist zur Beginn der Therapie auf und schwächen sich danach ab. In den ersten vier Wochen in einer Studie traten bei 2/3 der Patienten Schwindel, nahezu der Hälfte Albträume und bei etwa einem Drittel der Patienten Benommenheit und Schlafstörungen auf. Diese nahmen aber meist nach einiger Zeit ab. Während Nevirapin zur Vorbeugung einer Mutter-zu-Kind-Übertragung (PMTCT = Prevention of Mother to Child Transmission) eingesetzt wird, ist Efivarenz in der Schwangerschaft kontraindiziert. Angesichts der Wirkung auf das zentrale Nervensystem ist die Verkehrstauglichkeit fraglich. Ein Vorteil von Efavirenz gegenüber Nevirapin ist die geringere Lebertoxizität.