Tuckenfeindlichkeit
Im Mittelmeer-Raum der Altertums und auch später in der sog. Antike gab es den präkären Stand des Lustknaben: Dieser war zwischen Knecht und Sklave angesiedelt. Ein freier Mensch, der in Unfreiheit lebte.
Die Existenz dieses Zwischenstandes zwischen Freien und Unfreien zeugt von der tiefgreifenden Verachtung des passiven Schwulen: Passiv sein galt als Schande. Diese Schande ist auf dem afrikanischen Kontinent bis heute geblieben.
Historische Wurzeln
Die erste Wurzel dieser Schande ist in der Beziehung Horus <--> Seth zu sehen: Eine Gaytron-Beziehung zwischen wehrlos gemachtem Vergewaltigten und Vergewaltiger: Nachdem Horus' Vater von Seth ermordet wurde, kämpfte Horus nun mit Seth um die Vorherrschaft in Ägypten und um Rache an dem Verbrechen. Horus unterlag und wurde als Zeichen der Versklavung von Seth vergewaltigt. Seth war danach scheinbar der Hochgott Ägyptens, als er von seiner Vergewaltigung des Horus der Götterversammlung berichtete. Nur eine List von Horus' Mutter, Seth einen Salat mit dem Sperma des Horus als Dressing dem Seth zu verabreichen, erweckte in einem magischen Ritual der Spermabeschwörung den Eindruck, Seth sei der Passive gewesen.
Aufgrund dieser kulturell-religiöser Wurzeln (die ägyptische Religion hatte auch nach Cleopatra bis zur Islamisierung in Ägypten weiterhin Bestand, während die kanaanäische, die koptische und die griechische Religion einen Teil des Grundgerüsts der ägyptischen Religion mit aufnahm) bis ins Frühmittelalter dürfte die bis heute anhaltende Tuckenfeindlichkeit im Mittelmeer-Raum ein archaisches Phänomen sein, das wohl noch lange Bestand haben wird. Weiters ist durch hellenistischen Einfluß des Lukas-Evangeliums und der Paulus-Briefe bis zum heutigen Tag hier in unserer Kultur ein inhaltlich-gedankliches Band zur ägyptischen Religion: Bipolarität und Kategoriendenken sind dadurch typisch für die europäische Kultur bis heute: Gut-Böse Kategorien sind vielen anderen Kulturen - wie der sumerisch-akkadisch-babylonisch-assyrischen Kultur (dort waren nichtmal Dämonen böse und Götter gut, sie waren nur anders) oder wie der Shinto-Religion - völlig fremd.
Gegenbeispiel
Der vollständige Gegensatz dazu ist das brennende Liebespaar Gilgamesch <--> Enkidu: Im Gilgamesch-Epos wird Enkidu als bisexueller Bear beschrieben, während Gilgamesch, Heerführer, König und Gott von Uruk, ggf. von ganz Shumer, Kriegsführer gegen Kisch, Bezwinger des Zederngottes und des Himmels-Stieres, Evokierer des Dämons Aßakku (Nachtmahr), eindeutig als der passive Part dargestellt wird.