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Version vom 18. August 2006, 23:11 Uhr

Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) ist mit fast 3.000 Einzelmitgliedern und 70 Mitgliedsorganisationen die größte Bürgerrechts- und Selbsthilfeorganisation von Lesben und Schwulen in Deutschland. Er ist mittlerweile in fast allen Bundesländern vertreten.

Inhalte und Projekte

Wichtige Verbandsthemen sind ein bundesweites Antidiskriminierungsgesetz, die steuer- und beamtenrechtliche Gleichbehandlung eingetragener Lebenspartnerschaften oder das gemeinsame Adoptions- und Sorgerecht für eingetragene Lebenspartnerschaften.

Darüber hinaus engagiert sich der LSVD in den Bereichen Antidiskriminierungspolitik in der EU sowie Menschenrechte für Lesben, Schwule und Transgender.

Neben seiner politischen Arbeit hat der LSVD, sein Familien- und Sozialverein und seine Untergliederungen zahlreiche Sozialprojekte entwickelt, beispielsweise im Bereich der Antigewaltarbeit, der Selbstorganisation von lesbischen und schwulen Migranten und der Regenbogenfamilien. Im Bereich der Migrationspolitik gibt es Diskussionen zwischen dem Bundesvorstand und dem Berliner Landesverband über die richtige Strategie zum Umgang mit Homophobie unter Migranten.

Geschichte

Der Verband wurde am 18. Februar 1990 von ostdeutschen schwulen Bürgerrechtlern wie Eduard Stapel in Leipzig als "Schwulenverband in der DDR" (SVD) gegründet. Er verstand sich als Teil der Bürgerrechtsbewegung in der ehemaligen DDR. Auf seinem ersten Verbandstag in Magdeburg (Juni 1990) benannte sich der SVD in "Schwulenverband in Deutschland" um mit dem Anspruch, zukünftig bundesweit aktiv zu werden.

Der Bundessprecherrat hatte gezielt Volker Beck, Günter Dworek und Manfred Bruns angeworben, die zuvor führend im westdeutschen Bundesverband Homosexualität (BVH) aktiv gewesen waren, um eine Ausdehnung auf Gesamtdeutschland zu erreichen. Manfred Bruns, Frank Hoyer und Michael Schneidewind wurden die ersten Westbeauftragten des Verbands. Für einen Teil der Aktivisten im BVH war das Angebot interessant, da sich in ihrem Verband um die Forderung nach Öffnung der Ehe für Lesben und Schwulen kein gemeinsamer Standpunkt hatte finden lassen.

Mit der Aktion Standesamt im August 1992 popularisierte der SVD die Forderung nach Öffnung der Ehe für lesbische und schwule Paare in den Massenmedien und stellte den BVH, der eine alternative Lebensformenpolitik propagierte, zunehmend ins Abseits. 1997 löste sich der BVH schließlich auf.

Im Dezember 1998 veröffentlichte eine Initiative von mehreren Lesben, u.a. Halina Bendkowski und Ida Schillen, einen "Aufruf an alle Lesben, die sich eine wirkungsvolle Politik für unsere Rechte auf Bundesebene wünschen". Die Unterzeichnerinnen fordern dazu auf, den SVD in einen Lesben- und Schwulenverband umzuwandeln.

Im März 1999 beschloss der 11. Verbandstag in Köln mit großer Mehrheit die Erweiterung des SVD zum "Lesben- und Schwulenverband in Deutschland". Damit ergab sich eine Konkurrenzsituation zum Lesbenring, der die Ausweitung der Ehe auf Lesben und Schwule für unvereinbar mit seinem Verständnis von Feminismus hielt. Heute haben LSVD und Lesbenring annähernd gleich viele lesbische Mitglieder. Programm und Satzung des LSVD wurden ergänzt, die zentralen Begriffe des Programms, Emanzipation, Partizipation und Integration, blieben erhalten.

Auf dem Weg zum Lebenspartnerschaftsgesetz wurde der LSVD bei den entscheidenden Anhörungen des Bundestags und bei der Verhandlung des Bundesverfassungsgerichts angehört. Mit der von vielen Prominenten unterstützten Aktion Ja-Wort warb er in der Bevölkerung für eine Unterstützung der ersten gesetzgeberischen Schritte bei der Eingetragenen Lebenspartnerschaft.

Im September 2004 organisierte der LSVD eine Kampagne gegen Reggaemusiker, die in Jamaika mit Hassliedern zum Mord an Schwulen aufrufen. Die Kampagne bewegte eine Vielzahl von Konzertveranstaltern zur Absage der in Deutschland geplanten Auftritte.

Am 28. Februar 2005 startete der LSVD die "Aktion EinszuEins" die für die Gleichstellung der Lebenspartnerschaft wirbt und auch über aktuell bestehende Benachteiligungen informiert.

Der LSVD unterstützt außerdem die schwule Bürgerrechtsbewegung in Polen, die mit massivem Widerstand bei Regierung und Behörden sowie mit Gewalt aus Teilen der Bevölkerung konfrontiert ist.

Mitgliedschaften

Der LSVD ist Mitgliedsorganisation der 1979 gegründeten International Lesbian and Gay Association (ILGA) sowie im Forum Menschenrechte. Er gehört auch dem Deutschen Partitätischen Wohlfahrtsverband (DPWV) an.

Prominente Mitglieder

Mit Manfred Bruns, Volker Beck, Eduard Stapel, Günter Dworek und Halina Bendkowski gehörten dem Vorstand prominente Bürgerrechtler an. Eine Reihe prominenter Künstler wie der Comic-Zeichner Ralf König, die Schauspielerin Hella von Sinnen, der Filmemacher Rosa von Praunheim oder Hans-Peter Hoogen unterstützen den LSVD mit ihrer Mitgliedschaft.

Bundesvorstand

Dem Bundesvorstand gehören aktuell an: Axel Blumenthal, Julia Borggräfe, Philipp Braun, Manfred Bruns, Günter Dworek, Sabine Gilleßen, Annette Hecker, Axel Hochrein, Uta Kehr, Martin Pfarr, Hartmut Schönknecht und Jacques Teyssier.

Siehe auch: Lesben- und Schwulenbewegung

Weblinks


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel LSVD aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.