Felix Abraham

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Felix Abraham (geb. 30. August 1901 in Frankfurt am Main; gest. 1937/38 in Florenz (Suizid)) war Arzt, Sexualforensiker (Gerichtsgutachter) und "Leiter der sexualforensischen Abteilung" am Institut für Sexualwissenschaft in Berlin.

Leben und Wirken

Ende 1928 promovierte Abraham bei Philipp Schwartz (1894–1977) in Frankfurt am Main mit der Dissertation Untersuchungen über die Veränderungen der Sterblichkeitsstatistik des ersten Lebensjahres, die im selben Jahr in Buchform erschien. Ein Jahr nach seiner Promotion nahm er seine Arbeit als Assistenzarzt auf. Von 1929 bis zur Machtergreifung 1933 war er "Leiter der sexualforensischen Abteilung" (Gerichtsmedizin) und beteiligte sich an sexualwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen. Sein Spezialinteresse richtete sich auf "Sexualdelikte" wie Infantilismus, Exhibitionismus und Flagellantismus. Neben dem Vorstand war er einer der drei ständigen Ärzte am Institut und Nachfolger des Psychiatrie-Dozenten Arthur Kronfeld[1].

Im Institut war er Ansprechpartner für "Transvestiten" (damals weiter gefasst als heute). Rudolph Richter (* 1891), lebte und arbeitete unter dem Vornamen Dora, auch Dorchen genannt, mehr als 10 Jahre lang als Hausmädchen im Institut. Schon 1922 wurde eine Kastration vorgenommen. Anfang 1931 erfolgte eine Penektomie, gefolgt im Juni 1931 von der Konstruktion einer Neovagina. Diese erste komplette operative "Genitalumwandlung" wurde wie der zweite Fall von Arno (Toni) E. von Ludwig Levy-Lenz am Institut vorgenommen. Beide Fälle wurden von Abraham 1931 in der Zeitschrift für Sexualwissenschaft publiziert.

Im Jahre 1935 praktizierte er als Arzt in Berlin. Ende 1937 oder Anfang 1938 begeht er im Exil in Florenz Suizid. Sein Freitod ist durch einen Brief von Anfang 1939 belegt.

Veröffentlichungen

  • Untersuchungen über die Veränderungen der Sterblichkeitsstatistik des ersten Lebensjahres, Münch, Frankfurt am Main-Niederrad 1928 (Dissertation)
  • Vorwort zu Eros im Zuchthaus. Sehnsuchtsschreie gequälter Menschen nach Liebe. Eine Beleuchtung der Geschlechtsnot der Gefangenen, bearbeitet auf der Grundlage von Eigenerlebnissen, Beobachtungen und Mitteilungen in achtjähriger Haft. Vorwort von Magnus Hirschfeld und Felix Abraham,
    1. Auflage: Mopr-Verlag, Berlin 1929;
    2. Auflage: Witte, Hannover 1930
  • Posthumer? Herausgeber der französischen Übersetzung
    Les Perversions sexuelles. D'après l'enseignement du Magnus Hirschfeld, Texte français du Pierre Vachet, Productions de Paris, Paris 1969 (Bibliothèque universitaire et scientifique)
  • Chirurgische Eingriffe bei Anomalien des Sexuallebens, in: Therapie der Gegenwart n°67, 1926, S. 451-455
  • Genitalumwandlungen an zwei männlichen Transvestiten, Zeitschrift für Sexualwissenschaft und Sexualpolitik, Nr. 18, 1931 S. 223-226, (Englische Übersetzung - Online)

Weblinks

Literatur

  • Magnus Hirschfelds Institut für Sexualwissenschaft (1919-1933) (in Arbeit, Bearbeiter)

Quellen

  1. Josef Hynie: Zur Geschichte der Sexualforschung in der Tschechoslowakei, erstmals erschienen in:
    Rolf Gindorf und Erwin J. Haeberle (Hrsg.): Sexualwissenschaft und Sexualpolitik, Berlin 1992, S. 91-117